„Ein erfolgreiches und sehr anspruchsvolles Jahr liegt hinter uns.“, dieses Resümee zieht Vorstandsvorsitzender Sascha Gläßer auf der 23. ordentlichen Vertreterversammlung der Volksbank Halle (Saale) eG. Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Regulatorik und Niedrigzinsen, allein die Bewältigung dieser Zukunftsaufgaben erforderte bereits eine völlig neue strategische Ausrichtung des Managements und stellt Banken vor große Herausforderungen.
Vertreterversammlung 2021 - Erfolgreich durch die Pandemie
Genossenschaftliches Geschäftsmodell und wertefundiertes Leistungsangebot erweisen sich als unverzichtbare Stabilitätsfaktoren
Die Corona-Pandemie und deren Folgen hat im letzten Jahr den Druck auf die Banken zusätzlich verschärft. Trotzdem gelang es der Volksbank, sich diesen Herausforderungen zu stellen und im Geschäftsjahr 2020 respektable Ergebnisse zu erzielen. Die Fusion mit der ehemaligen Volks- und Raiffeisenbank Eisleben konnte planmäßig erfolgreich abgeschlossen werden. Pandemiebedingte Filialschließungen waren nur kurzzeitig notwendig und die damit verbundene Kurzarbeit wurde sogar aus eigenen und nicht mit staatlichen Mitteln finanziert. Kreditausfälle waren nicht zu verzeichnen. Dennoch hat die Pandemie die Bank und das Kundenverhalten nachhaltig verändert und führte dadurch zur Beschleunigung geplanter Veränderungsprozesse. So verlagerten die Kunden der Bank während der Pandemie ihre Interaktionen verstärkt auf die digitalen Kanäle und nutzen seitdem immer seltener die Filiale als Zugangsweg. Die gesunkene Filialnutzung wiederum bewirkte eine Restrukturierung des Filialnetzes. Nach wie vor sind die Gesamtauswirkungen der Pandemie noch nicht abschließend beurteilbar. Die deutsche Wirtschaft erholt sich langsam, die Konjunkturaussichten sind positiv, die Inflationsrate steigt weiter und eine Änderung der Zinspolitik der EZB ist nicht in Sicht. Die Frage ist, wie man als Bank mit dieser nach wie vor herausfordernden Situation kurz-, mittel- und langfristig umgeht. Die betriebswirtschaftlich wichtigsten Aufgaben sind derzeit das Managen der extremen Zinssituation sowie die Hebung von Effizienz- und Kostensenkungspotentialen.
Vorstandsvorsitzender Sascha Gläßer zeigt sich trotz all dieser Herausforderungen sehr zuversichtlich. „Ich bin der festen Überzeugung, dass die Rechtsform der Genossenschaft eine sehr geeignete Rechtsform ist, Zeiten der Krisen und des Wandels zu bestehen. Dies beweist sie seit über 160 Jahren. Wir verstehen uns als Solidargemeinschaft. Das Fundament unserer Rechtsform ist die Mitgliedschaft. Gesetzlich sind wir zur Förderung unserer Mitglieder verpflichtet. Was bedeutet das in der aktuellen Situation? Die Pandemie hat eindrucksvoll gezeigt, wie anfällig globale Wertschöpfungsketten sein können.
Deshalb werden wir uns auch weiterhin auf unsere bewährten Stärken, wie Nähe und Regionalität, konzentrieren. Nähe drückt sich für uns aber nicht nur in Kilometern aus. Nähe ist auch digital. Unsere Aufgabe besteht darin, alle unsere Produkte und Prozesse in die digitale Welt zu transferieren und dies unseren Mitgliedern und Kunden auch zu vermitteln. Gleichzeitig werden wir weiterhin vor Ort mit unserer Kernkompetenz, der Genossenschaftlichen Beratung, Antworten auf die Finanzfragen unserer Mitglieder und Kunden geben. Den Fördergedanken unserer Gründungsväter, die Hilfe zur Selbsthilfe, haben wir neu interpretiert. Förderung unserer Mitglieder bedeutet, wir müssen Antworten auf komplexe Fragen geben, und Lösungen für komplexe Themen bereitstellen, vom klassischen Zahlungsverkehr bis hin zum digitalen Banking. Die Digitalisierung kommt zwar nicht über Nacht, aber sie kommt. Die Erfüllung unseres Förderauftrages bedeutet für uns in der jetzigen Situation, wir müssen unsere Mitglieder unterstützen und begleiten, in der digitalen Welt anzukommen.“
Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Bank mit großen Investitionen eine tragfähige moderne und leistungsfähige Infrastruktur im Privat- und Firmenkundengeschäft aufgebaut. Die vorwiegend hybriden Mitglieder und Kunden profitieren von einem gut ausgebauten Filialnetz mit Kompetenzcentern, unzähligen digitalen Lösungen für Online- oder Mobile-Banking und einem Kundenservicecenter. Alle Anlaufstellen stehen nicht isoliert nebeneinander, sondern sind miteinander verzahnt und können dadurch situativ je nach Bedarf vom Kunden genutzt werden. In der Genossenschaftlichen Beratung erarbeiten die hochqualifizierten Mitarbeiter mit dem Kunden gemeinsam individuelle Lösungen für die jeweilige Finanzsituation. Unterstützt werden sie durch die Partner in der Genossenschaftlichen FinanzGruppe. Dadurch ist die Bank in der Lage, die gesamte Palette an Finanzdienstleistungen aus einer Hand anzubieten. Die beherrschenden Themen des Jahres 2020 waren Geldanlagen und pandemiebedingt Kreditvergaben. Hier spiegelt sich auch das große Vertrauen der Mitglieder und Kunden in die Bank wider. Die Zahl der Kreditanfragen stieg um 35 Prozent. Schwerpunkt waren Unternehmensfinanzierungen des regionalen Mittelstandes, Liquiditätshilfen sowie die Ausreichung von Fördermitteln. Ziel war es, den Kunden in der Pandemiesituation schnelle und unbürokratische Hilfe anzubieten. Dazu hatte die Bank mit ihrem Partner, der VR Smart Finanz, ein eigenes Corona-Soforthilfeprogramm aufgelegt, über welches allein im II. Quartal 961 Tausend Euro ausgereicht wurden. Dadurch konnte bei vielen Kunden eine existenzielle Schieflage vermieden werden. Im Bereich der Landwirtschaft spielte der Flächenerwerb eine große Rolle. Die Nachfrage nach selbstgenutzten oder zu vermietenden Wohnimmobilien ist ungebrochen hoch und stellt eine wesentliche Säule des Kreditgeschäftes dar.
Bei den Geldanlagen verzeichnete die Bank, bedingt durch die Niedrig- und Negativzinsphase, ein deutlich gewachsenes Interesse an den verschiedensten Anlageformen an den Kapitalmärkten. Die Bank berate hierzu sehr umfassend und anlegerorientiert. Die Anforderungen an die Produkte werde neben Verfügbarkeit, Rendite und Sicherheit um eine weitere Dimension ergänzt: die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien. Hier bietet die Bank gemeinsam mit ihrem Partner, der Union Investment, eine Vielzahl von Lösungen an und nimmt damit eine Vorreiterrolle ein.
„Wir bewegen uns in einem Wettbewerbsumfeld, welches zunehmend von mehr oder weniger seriösen Anbietern geprägt ist, welche aggressiv um Marktanteile kämpfen. Die Menschen werden von vielen Finanzdienstleistern umworben und mit verlockenden Angeboten konfrontiert. Der Preiskampf wird immer härter. In einem Markt, in dem Produkte austauschbar und Preise vergleichbar sind, hat der Faktor Bindung eine große Bedeutung. Genau hier zeigt sich die besondere Stärke unserer genossenschaftlichen Rechtsform.“, sagt Vorstandsmitglied Jan Röder. „Vertrauensbildung ist ein langwieriger Prozess. Unsere Maxime ist und bleibt die Förderung unserer Mitglieder. Primäres Ziel ist nicht Gewinnmaximierung. Deshalb beteiligen wir uns nicht an Spekulationsgeschäften, sondern tätigen ausschließlich Geschäfte mit Menschen, die wir kennen. Unsere Beratung ist fair und transparent. Unsere Gewinne bleiben in der Region. Gesellschaftliches Engagement übernehmen wir gern. Auch in der Corona-Pandemie haben wir unser Engagement beibehalten und mit ca. 350.000 Euro Vereine, Institutionen und Projekte in der Region gefördert. Wir bleiben gegenüber unseren Mitgliedern immer transparent und berechenbar. Das unterscheidet uns von anderen Banken und schafft auf Dauer Vertrauen. Und Vertrauen schlägt sich letztendlich in der Unternehmensbilanz nieder.“, so Jan Röder.
Die Geschäftszahlen des Jahres 2020 unterstreichen die Resilienz der Genossenschaftsbank. Die Bilanzsumme stieg um 19,6 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Die Kundeneinlagen verzeichnen ein Wachstum von 9,1 Prozent auf 975 Millionen Euro. Die Sparquote hat sich signifikant erhöht. Viele Menschen legten in Folge der zeitweise starken Einschränkungen ihr Geld vorsorglich zur Seite. Im Kreditgeschäft liegt der prozentuale Zuwachs bei 7,6 Prozent. Eigenkapital- und Kernkapitalquote haben sich weiter positiv entwickelt und erfüllen die aufsichtsrechtlichen Vorgaben. Leider lassen sich die guten Erträge im Kundengeschäft nicht gleichermaßen in der Ertragsentwicklung abbilden. Dies ist eindeutig der Negativzinssituation geschuldet. Der Jahresüberschuss beträgt 499 Tausend Euro. Das Betriebsergebnis vor Bewertung liegt bei 8,1 Millionen Euro. Besonders stolz ist die Bank auf ihre Mitgliederquote von ca. 50 Prozent. Die Volksbank Halle (Saale) eG zählt damit zu den mitgliederstärksten Genossenschaftsbanken bundesweit. Für 2020 erhalten die Mitglieder eine Dividende in Höhe von 2% auf ihre Geschäftsanteile.
„Die befürchteten Auswirkungen der Corona-Pandemie sind nicht eingetreten. Die Ergebnisse des Jahres 2020 haben unsere Erwartungen zum Teil sogar übertroffen. Auf uns ist Verlass, auch in Krisenzeiten“, konstatiert Vorstandsmitglied Thomas Kaul. „Ohne unsere hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wäre dieser Erfolg aber nicht möglich gewesen. In den auch für sie sehr unsicheren und sorgenvollen Zeiten haben sie unter gewaltigen Anstrengungen unseren Mitgliedern und Kunden zuverlässig zur Seite gestanden. Dafür gebührt Ihnen unser größter Dank.“ So gewappnet blickt Kaul optimistisch in die Zukunft. „Morgen kann kommen.“
Die Vertreter honorierten das gute Jahresergebnis und brachten mit den Abstimmungen ihre Unterstützung für die Geschäftspolitik zum Ausdruck. Unter der Leitung des Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Bernd Günther stellten sie den Jahresbericht fest und entlasteten Vorstand sowie Aufsichtsrat, jeweils einstimmig.
Einig zeigten sich die Mitglieder auch bei den turnusmäßigen Wahlen zum Aufsichtsrat. Karsten Ecke und Andreas Schade aus der Region Hettstedt, Norbert Karg aus der Region Saalekreis und Henrik Otto aus der Region Zeitz stellten sich der Wiederwahl. Alle vier Personen wurden einstimmig für die nächsten drei Jahre in das Aufsichtsgremium gewählt.